Lastenvelo: Unterschied zwischen den Versionen
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Hier handelt es sich um ein 3-Rad Lastenvelo, welches für zwei Personen ausgelegt ist. Mit nur kleiner Last lässt es sich auch alleine fahren. | Hier handelt es sich um ein 3-Rad Lastenvelo, welches für zwei Personen ausgelegt ist. Mit nur kleiner Last lässt es sich auch alleine fahren. |
Version vom 10. Oktober 2022, 09:14 Uhr
Hier handelt es sich um ein 3-Rad Lastenvelo, welches für zwei Personen ausgelegt ist. Mit nur kleiner Last lässt es sich auch alleine fahren. Das interessante daran ist, dass die Personen nebeneinader fahren, gemütlich auf einer Bank sitzen und plaudern können.
Geschichte / Geometrie und Fahrgefühl
Kleine Veränderung, grosse Auswirkung:
Version 1
Bei der Ersten Version, wurde die Sitzbank ganz wenig hinter der Hinterachse Platziert. Der Grund dafür war mehr Beinfreiheit (kürzeres Gefährt), und die Sitzbank - und damit der Schwerpunkt - konnte tiefer gelegt werden. Dies hatte dann drei Auswirkungen:
- Das Gefährt fühlte sich wie ein Schiff an! (Was wahrscheinlich daran liegt, dass Mensch hinter der Hinterachse sitzt. Ein tolles gefühl :-)
- Ohne Last auf dem Lastenrad und entsprechender Bemühung, konnte man mit dem Vorderrad abheben - hehe - War aber im allgemeinen kein Probelm.
- Da das Hauptgewicht hinter der Hinterachse ist, werden die Hinterräder noch wesentlich stärker belastet. Dies trägt zu der Problemstellung bei, dass sich die Hinterräder gerne verbiegen.
Version 2
Bei der zweiten Version habe ich dann folgende geometrische Veränderungen vorgenommen: Die Sitzbank vor die Hinterachse genommen (womit ich sie auch etwas höher setzen musste) ; die Spurbreite der Hinterräder vergrössert (Räder weiter nach aussen) ; die Hinterräder leicht angewinkelt (ca 3° Neigung). Dies hatte dann folgende Auswirkungen:
- Das Fahrgefühl war nicht mehr ganz so toll. Es fühlt sich jetzt nicht mehr so wie ein Liegevelo an, das Pedalen von der Bank aus ist ok, aber nicht mehr ganz so bequem, und es kann entsprechend auch nicht mehr ganz so viel Kraft ausgeübt werden (vorher konnte mehr mit der Rückenlehne gearbeitet werden).
- Die leichte Neigung und die grössere Spurbreite sind die wesentliche Entlastung der Räder in den Kurven. Damit kann nun problemlos gefahren werden, ohne eine 8 in der Felge zu produzieren.
- Da das Hauptgewicht jetzt vor der Hinterachse ist, werden die Hinterräder auch nochmal entlastet. Dies ist eine positive Auswirkung. Das Vorderrad trägt verhältnissmässig sowieso nur wenig Gewicht.
Detail, Tipps, und Auswirkungen
Lenkung / Lenkstange
Die Lenkung dieses Lastenrads war eine der grössten Herausforderungen.
In der Version 2 wollte ich eine Lenkung die sowohl unter der Ladefläche durchgeht, funktioniert, und auch bei höheren Geschwindigkeiten nicht ins Flattern kommt:
Ich habe mich für eine Lenkstange entschieden, da ich dies als sauberste Lösung sehe. Die Lenkstange ist grundsätzlich eine tolle Möglichkeit, es muss aber folgendes beachtet werden: Die Verarbeitung und Befestigungspunkte müssen präzise sein. Zudem kommt das Problem, dass diese Lenkstange einen Knick benötigt. Eine Lenkstange mit Knick kann (im Vergleich zu einer geraden Lenkstange) leicht ins Schwingen kommen. (Keine Ahnung wie die Konventionellen Hersteller dies bewerkstelligen.)
Die Befestigung der Lenkstangen habe ich mit einer angeschweissten Gewindestange gemacht. Damit es auch in der Kurve keine Probleme gibt, sollten die Achsen von Lenkung und Vorderrad parallel sein, und auch die angeschweissten Gewindestangen unbedingt in dieser Drehachse liegen. Das Vorderrad eines Velos kann ab einer gewissen Geschwindigkeit leicht ins Flatter kommen (wenn schon irgendwelche Kleinigkeiten nicht PERFEKT sind). Da dies nicht ungefährlich ist, habe ich es erstmals versucht mit einem Gummizug, welcher die Lenkung immer auf Spannung halten sollte. Hat leider das Problem nicht behoben. Die Besten Ergebnissen habe ich dann damit erzielt, dass ich mehrere Federringe bei den Fixierungspunkten der Lenkstange angebracht habe. Diese sind sowieso eine tolle Lösung, da sie kleine Ungenauigkeiten in der Konstruktion beheben können. Damit funktioniert die Lenkung, doch das Lastenrad sollte sicherheitshalber nicht mit zu hohen Geschwindigkeiten gefahren werden.
Es gäbe auch die Möglichkeit mit Kugelgelenken für die Lenkstange. Diese sind allerdings teuer in der Anschaffung. Und ich sehe es Kritisch, ob eine Lenkstange mit einem Knick damit nicht noch viel mehr ins Pendeln/Schwingen kommt.
Lenkung: Erste Versuche
In der Version 1 habe ich drei Unterschiedliche Sachen ausprobiert für die Lenkung:
- Das Steuerrad und das Vorderrad mit einer Velokette verbunden. Dies hatte zwar sehr viel Stiel, hat aber praktisch nicht wirklich funktioniert.
- ... mit einem Drahtseil verbunden. Dies war wohl die Beste Möglichkeit in Version 1. Das Drahtseil kann gut über die Felge eines kleines Rades gewickelt werden. Allerdings besteht auch hier das Problem, dass ab einer gewissen Geschwindigkeit das Vorderrad ins Zittern kommen kann, was gefährlich sein kann.
- Die Lenkung mit einem Drehgelenk. Der Winkel von der Lenkstange zur Gabel ist zu stark, und der Kraftaufwand in gewissen Positionen auch. Somit hat dieser Versuch leider nicht geklappt.
Alle drei Versionen wahren nicht absolut zufriedenstellend, aber wir konnten zumindest teilweise damit lenken und hatten Spass. Ein weiterer starker Nachteil war, dass die Lenkung über der Ladefläche war, und sie somit immer etwas tangiert hat.
Hinterräder und Antrieb
Bei der Ersten Version habe ich die Hinterräder direkt hinter die Pedale genommen. Somit war die Spurbreite des Lastenrads aber relativ schmal für zwei Personen. Man kippte leicht und belastet somit die Räder auch mehr seitlich, was schlussendlich zu kaputten Räder geführt hat. :-(
In der Zweiten Version habe ich dann die Räder nicht direkt hinter die Pedale genommen, sonder (einseitig) noch ein zusätzliches Tretlager dazwischen eingebaut, um die Spurbreite zu vergrössern. Um die Räder noch mehr zu entlasten habe ich sie mit einer Neigung (Sturz) von ca. 3-5° eingebaut. Dies entlastet die Räder sehr gut. Einziger Nachteil ist, dass der Sturz natürlich eine Verdrehung der Kette mit sich trägt. Wenn diese zu stark ist, funktioniert der Antrieb irgendwann nicht mehr gut. Hat bei mir aber soweit funktioniert.
Bremsen
Die Bremszüge unterhalb der Sitzbank haben sich sehr gut bewährt. Somit hat jede Person zugriff auf eine Bremse.
Sitzbank
Die Sitzbank ist auf eine Art das Zentrum des Lastenrads. Nur durch dieses gemütliche nebeneinander sitzen, ist dieses Velo unvergleichlich. Die richtige Distanz zu den Pedalen und wohlfühlen beim treten ist natürlich wichtig. Die Feinheiten der Geometrie macht es aus ; da muss meistens einfach ausprobiert werden. Einmal haben wir auch einen Versuch unternommen, verstellbare Sitze zu basteln für unterschiedliche Körpergrössen. Diese sind aber nicht ganz einfach, sie können sich bei der Belastung verdrehen, und das Gemeinschaftsgefühl der Bank geht verloren. Zudem bietet die Sitzbank auch automatisch eine Versteifung des Rahmens. Würde man massive Einzelsitze bauen, hätte man irgendwann zu viel Gewicht. Ich empfehle also nach viel probieren eine Sitzbank, welche durch Kissen oder Bretterunterlagen etwas individuell angepasst werden kann.
Aufbau
In der Ersten Version Wurde das ganze nur aus alten Velos 26" einem alten Kindervelo und ein paar herumliegenden Rohren zusammengeschweisst. Da oben noch ein Rohr durchlief, war es statisch sehr stabil. In der Zweiten Version wollte ich dann das obere Rohr weglassen, und habe mir für eine besser Stabilität Vierkant Profile aus Stahl besorgt. Die Dimension war (nach schlechtester Erinnerung) 60/40mm und 2mm Materialstärke. Hat gut funktioniert.
Traglast
Eine Dritte Person mit etwas Gepäck geht absolut problemlos, und lässt sich mit zwei pedalenden Personen auch gemütlich fahren. Ich schätze die Traglast auf ca. 100kg, je nach Bauweise natürlich. Einmal habe ich es ausgereitz mit einer Ladung von ca 170kg. Verbogen hat sich dann das eingebaute Unterrohr eines Kindervelos beim Vorderrad.
Rechtliches
Das Rad wurde in der Schweiz gebaut. Bezüglich der Strassenzulassungen habe ich nur gefunden, dass ein Velo nicht breiter als 1m sein darf, was dieses Lastenrad auch nicht überschreitet.
Kontakt
Das Lastenvelo wurde in Thun BE (Schweiz) gebaut und ist nun in Zürich unterwegs. Bei technischen Fragen: till@linksunten.ch
Weitere Bilder und Infos
Hier noch ein paar Bilder. Eigentlich wollte ich euch noch ein paar Zeichnungen hochladen mit den Geometrischen Massen und fürs Verständnis. Leider aber zurzeit nicht gefunden. Falls wirklich Interesse besteht, könnt ihr mich gerne kontaktieren (siehe oben).