Marder, der flexible Anhänger
Bauanleitung “Marder”
Warum einen Marder bauen?
Masse: ca. 20 kg
Zuladung: bis zu 100kg bei geeignetem Zugfahrrad (gute Bremsen!)
Beim Marder versuchen wir, soviele Bauteile wie möglich durch Upcycling zu gewinnen und dadurch einen sehr belastbaren und flexiblen Anhänger zu bauen. Rollstuhlräder sind stark und oft kostenlos von ausgemusterten Rollstühlen (Sanitätshaus) zu bekommen.
Vierkant-Stahlrohre (Schrotthandel) sind leicht zu bearbeiten und die Dimensionen des Anhängers können ohne Festigkeitsbedenken angepasst werden. Vom Marder sind Tieflader-, Wannen-, und sogar eine Planenvariante unterwegs.
Der Anhänger kann sehr günstig gebaut werden – unser Rekord liegt bei 30€ Materialkosten und 8h Arbeitszeit.
Eigenbau-Kupplung möglich – keine Abhängigkeit von proprietären Kupplungen (siehe „Kupplung“)
Nachteile?
Vollgummireifen holpern auf grobem Untergrund und sind laut. (Ausweg: Umspeichen, siehe „Laufräder“)
Ersatz für die Laufräder kann schwer zu bekommen sein
Stahl-Eigenbau ist schwerer und nicht immer hochglänzend
Geschweißte Konstruktion als Einstiegshürde (Ausweg: Workshops)
Der Rahmen
Grundsatzfrage: Größe und Bauart
Wir nehmen am liebsten Euroboxen 40x60cm als Grundlage. Für einen mittelgroßen Anhänger planen wir 82cm Innenlänge (für zwei Euroboxen hintereinander) und 65cm Innenbreite (etwas breiter als die Euroboxen wegen der Achsstummel).
Der Marder kann auch für drei Euroboxen hintereinander gebaut werden.
Die Boxen können beliebig hoch gestapelt werden, aber natürlich muss der Schwerpunkt berücksichtigt werden. Je niedriger, desto besser. Deshalb bauen wir beim Marder eine Wanne, um die Ladefläche deutlich tiefer als die Achsen zu setzen. 15-20cm Bodenfreiheit sind absolut ausreichend, das ist niedriger als bei den meisten im Handel erhältlichen Anhängern und sorgt für stabile Fahreigenschaften.
Die Wanne kann hinten verschlossen sein, oder alternativ kann ein offenes Ende gebaut werden um Boxenstapel leicht nach hinten rausziehen zu können.
Es sind alle denkbaren Aufbauten möglich. Wir haben bisher Varianten mit einfachen Zurrpunkten, abnehmbaren Seitenwänden oder sogar einen Planenaufbau gebaut.
Mögliche Extras
Eine oder zwei Parkstützen können manchmal sinnvoll sein, z.B. bei Standeinsätzen. Soll der Marder auch als Handwagen genutzt werden, kann eine Halterung angebaut werden um die (Tief)-Deichsel zur Hochdeichsel umzustecken. Schutzbleche, in Kombination mit Seitenwänden.
Bau
Bauvorbereitung
Alle Stahlrohre von Rost und Fett befreien. Wir nehmen dafür gerne eine abgenutzte Fächerscheibe am Winkelschleifer.
Zuschnitt
Alle Bauteile abmessen und gleich im Winkel zuschneiden. Gründlich arbeiten bei den 45°-Schnitten; gute Schnittkanten erleichtern das Schweißen.
Günstige Rohre sind meistens geschweißt, nicht nahtlos. Die Schweißstellen sind härter und schwer zu bohren – am besten gleich von Anfang an bei der Ausrichtung mitplanen, wo später gebohrt wird.
Die Tiefdeichsel sollte ca. 30cm nach vorne überstehen und dann im 45°-Winkel zur Kupplung führen. Genaue Länge hängt von eurem Zugfahrrad (Reifengröße) ab. Üblich sind zwischen 20 und 30 cm. Je nach ausgewähltem Kupplungssystem muss noch die Länge der Kupplung abgezogen werden.
Idealerweise wird die Deichsel so bemessen, dass der Anhänger zentriert hinter dem Zugfahrrad läuft. Es kommt hier aber nicht auf die letzten Zentimeter an 😊
Bohren
Wenn möglich, sollten alle Bohrungen in einer Ständerbohrmaschine erfolgen. Das ermöglicht genaue, parallele Bohrungen vor allem für die Achsaufnahmen. Falls keine Ständerbohrmaschine vorhanden ist, genau messen und auf sauberes Ankörnen achten, damit der Bohrer nicht verläuft.
Für die 16mm-Bohrungen der Achsaufnahmen nehmen wir einen Stufenbohrer. Kleines Loch vorbohren und dann stufenweise aufbohren.
Maße
Skizze folgt
Schweißen
Wir nutzen am liebsten Mig/Mag-Schweißen, aber auch mit Elektrodenschweißen können gute Ergebnisse erzielt werden, wenn die verwendeten Wandstärke mindestens 1,5mm beträgt. Schöne Schweißnähte sind optional!
Die Wanne
Um einen niedrigen Ladungsschwerpunkt zu erreichen, bauen wir eine Wanne. Dabei können verschiedene Materialien genutzt werden, wir nutzen gerne Zuschnittreste oder Bleche vom Schrott.
Die Bodenplatte
Die Bodenplatte sollte nicht zu dünn sein, damit der Anhänger nicht zu laut wird und sie nicht durchbiegt. 2mm Aluminiumblech ist das Minimum. Besser ist 5mm Alu-Dibond oder eine Multiplex-Holzplatte. Die Platte sollte ca. 1cm schmaler und kürzer als das Innenmaß vom Anhänger sein, damit sie leicht eingebaut werden kann.
Die Seitenwände
Die Seitenwände können sehr dünn sein, sogar 0,6mm Messingblech ist ausreichend stabil. Allerdings tragen sie dann auch zur Geräuschentwicklung bei. Wir empfehlen auch hier dickeres Material.
Die Kanten
Wenn Blech verwendet wird, biegen wir die Seitenwände ca. 2-3cm nach innen und nieten dann an der Unterseite.
Alternativ kann auch ein Alu-Winkelprofil verwendet werden.
Natürlich können Bodenplatte und Wände auch aus einem Stück gebogen werden.
Für die Stabilität benötigt der Anhänger nicht unbedingt die Seitenwände. Die Aufhängung der Bodenplatte könnte beispielsweise auch aus Rohr gebaut werden. Aber gebogene Blechwände lassen sich sehr schnell und einfach bauen.
Die Kupplung
Grundlagen
Freiheitsgrade
Die Kupplung benötigt viel Bewegungsfreiheit für Drehbewegungen, aber nur (wird fortgesetzt...)
Kräfte
Kaufen oder Bauen?
...eine Philosphie- und Geldfrage, für beide Varianten gibt es gute Argumente.
Kupplungen mit einem Standard-Kugelkopf können sehr günstig hergestellt werden und haben sich auch bei großen Lasten bewährt. Die Befestigung am Fahrrad kann auf verschiedene Weisen erfolgen und muss individuell festgelegt werden.
Um das zu umgehen, kann als Kaufvariante die Weberkupplung genutzt werden. Es gibt Varianten für viele Rahmenformen und Schaltungen. Die einfache Bedienung kann z.B. im Verleihbetrieb auch Probleme vermeiden und Barrieren reduzieren.
Befestigung am Fahrrad
Auflaufbremsen
Laufräder
Fertigstellung
Farbe
Wir nutzen aus ökologischen Gründen lieber Pinsel als Sprühdosen.
Wimpel, Licht und Reflektoren
Der Marder kann sehr niedrig gebaut werden, daher ist eine gute Sichtbarkeit sehr wichtig. Eigenbau-Anhänger sind z.B. in Deutschland erlaubt, müssen dann aber auch die richtigen Reflektoren und (mindestens ein) Rücklicht haben. Hier lohnt es sich, in Sicherheit zu investieren.
Wird noch weiter ergänzt, vor allem um Bilder!