Lastenrad-Eigenbau aus Darmstadt
Den ersten Corona-Sommer habe ich genutzt und ein Lastenrad gebaut. Ein älteres MTB-Fully mit Alurahmen hatte ich noch rumstehen, welches umgebaut werden sollte. Folgende Features sollte das Lastenrad haben:
- Long-John vollgefedert
- Eine Stahlkonstruktion sollte mit den Alurahmen verbunden werden
- Seilzuglenkung
- Elektromotor
Nach viel Recherche vor allem hier im Wiki und natürlich auch bei kommerziellen Herstellern, war der Plan perfekt. Naja fast perfekt;-) nach den ersten Tests habe ich es nochmal etwas modifiziert. Wie auch immer, nun mein Lastenrad inklusive ein paar Dingen, die ich beim nächsten Bike anders machen würde:
Rahmen aus Vierkant-Stahlrohren
Der Rahmen ist aus Stahl geschweißt. Das Unterrohr ist 60mm x 40mm, der senkrechte Teil ist 60mm x 60mm und der Teil unterm Lenker ist 60mm x 20mm groß, jeweils eine Wandstärke von 2mm. Das Unterrohr würde ich aber in Zukunft aus 60mm x 60mm Rohr fertigen, es biegt ich bei Beladung leicht durch. Der Lenkwinkel beträgt 70 Grad, der Winkel zwischen horizontalem und schrägen Unterrohr ist 115 Grad. Geschweißt wurde der Rahmen beim Michel aus Hergi auf einer sehr soliden Stahlwerkbank, sodass ich keine extra Halterung zum Schweißen bauen musste. Vielen Dank Michel!!!
Verbindung Alurahmen mit eigener Stahlkonstruktion
Eine Herausforderung war die Verbindung des Alurahmens mit der Stahlkonstruktion.
Am Tretlager habe ich mir aus 4mm dicken Stahlblech zwei Adapter Laser bzw. Wasserstrahl schneiden lassen (da gibt es dutzende online Anbieter). Die Bleche sind einfach über das Tretlagergehäuse gesteckt und mit zwei M10 Schrauben mit der Stahlkonstruktion Verbunden. Da das BSA Tretlager 68mm breit ist, passt das mit dem 60er Rohr und 2x4mm dicken Blechen super. Damit es seitlich wirklich stabil ist, sind noch zwei Bleche unten dran, siehe Foto (was bald noch kommt).
Die Verbindung am Steuerrohr ist einfach gesteckt. Ein kurzes Alurohr, welches an den Enden auf den passenden Durchmesser vom Steuerrohr des MTBs bzw. der Stahlkonstruktion abgedreht wurde, dient als Adapter. Fixiert wird alles von einem Gabelschaft, an den oben ein Ahead-Vorbau und unten die Scheibe der Seilzuglenkung geklemmt ist.
Seilzuglenkung
Als Seil dient ein 3mm Edelstahlseil, welches einmal im Kreis läuft. Unter der Kiste läuft es nicht in Außenhüllen und ist dort verbunden. Die beiden Scheiben hat mir Marc CNC gefräst - vielen Dank dir! Die Scheibe an der Gabel sitzt einfach zwischen bzw. passend auf der Gabelkrone und der Lagerschale vom Steuersatz. Hier ist es wichtig, dass die Scheibe sich auf der Gabelkrone nicht drehen kann und straff sitzt, sonst funktioniert die Lenkung nicht oder hat Spiel. Wer nicht per Hand (nach)arbeiten möchte und Zugang zu einem 3D Drucker hat, kann die CAD Modelle auch erst drucken und testen, bevor man sie zum CNC Fräsen weg gibt.
Ständer
Der Ständer ist ein günstiger Mofaständer, welcher zufällig von der Breite der Befestigung sowie der Höhe gut passt. Für die Stadt ist er völlig ausreichend, auf weichem, unebenen Untergrund ist er suboptimal. Hier ist auf jeden Fall noch Verbesserungspotential.
Gabel
Die Federgabel ist speziell für Lastenräder und höhere Gewichte optimiert und arbeitet gut, wenn man zwei volle Kästen Bier transportiert. Sitzt allerdings nur ein leichtes Kleinkind drin, ist die Stahlfeder etwas zu hart (auch bei niedrigster Vorspannung). Hier würde ich zukünftig eine Luftfedergabel (vermutlich aus den Junior MTB Bereich) nehmen, da sich die Härte schnell über den Luftdruck anpassen lässt.
Elektromotor und Akku
Mit reiner Muskelkraft fährt man das Lastenrad auch als Hobby-Mountainbiker nur sehr langsam einen Hügel herauf. Zur Unterstützung dient ein Nabenmotor im Hinterrad. Hier würde ich mindestens einen chinesischen Marken Motor empfehlen, ein Noname Motor aus China hat bei 300 Höhenmeter am Stück schon den Geist aufgegeben...
Auch bei den Akkus gibt es große Qualitätsunterschiede. Ich habe Li-Ionen-Einzelzellen bei einem europäischen Händler gekauft, welcher nur Zellen vertreibt, die auch halten, was auf dem Datenblatt angegeben ist. Der Akku besteht aus 80 einzelnen 18650er Zellen, 8 jeweils parallel. Nominell kann er so bis 80 A liefern, also viel mehr als die 14 A, die der Motorcontroller maximal zieht. Dadurch sollte die Lebensdauer (hoffentlich) sehr lange sein - gut 3000 km hat er schon ohne Kapazitätsverlust hinter sich. Die Zellen sind mit einem selbstgebauten Punktschweißgerät (aus einem alten Mikrowellentrafo) verbunden - einfach mal bei Youtube schauen, wie das geht, aber nur nachmachen, wenn man Ahnung hat;-)
Verdeck und Windschutzscheibe
Bilder kommen